Kurz notiert: »Jean Seberg – Against All Enemies« (2019)

GESPALTEN

(»Seberg« – USA, GB 2019/Regie: Benedict Andrews)

In einem Filmhandbuch für Anfänger steht geschrieben, wie die Zerrissenheit zerrissener Figuren dargestellt wird, damit keiner auf die Idee vortrefflicher Fehldeutung kommt: Die Figuren werden vor Spiegeln drapiert. Wow! So wie Jean Seberg (Kristen Stewart). Mehrere Gesichter, mehrere Persönlichkeiten. Benedict Andrews hat ausgiebig die Lektüre studiert. Sein Biopic „Seberg – Against All Enemies“ erarbeitet sich einen biografischen Teilausschnitt – Jean Seberg flirtet mit den Repräsentanten der Black-Panther-Bewegung und gerät daraufhin ins Visier der örtlichen Überwachungsbehörden. Mimisch eingleisig und gestisch verstrahlt spielt Kristen Stewart die Paranoikerin vom Dienst. Sie verwüstet – auf der obsessiven Suche nach Wanzen – ein Zimmer nach dem anderen, als ob sie die Schlussszene aus „Der Dialog“ (1974) wiederholt zur Performance steigern würde. Die eindimensionale Beschränkung auf einen Menschen und sein Getriebensein widerspricht der anfänglichen Spiegelmetapher von Grund auf: Mehrere Persönlichkeiten, die in Jean Seberg theoretisch irrlichtern, falten sich in diesem Film praktisch doch nur zu einer einzigen zusammen. Jack O’Connell hat in einem ausbremsenden, da bis zur Selbstaushöhlung schematischen Subplot der undankbaren Aufgabe eines Agenten zu entsprechen, dem gegenüber seinem Infiltrationsauftrag die Nerven flattern, während seine Liebste (Margaret Qualley) ihm ins Gewissen redet. Ohne Vince Vaughn, der auf den Esstisch haut, wäre die Müdigkeit dieser schlappen und reduktionistischen Lebensliebelei hochansteckend.     

Titelbild © Prokino Filmverleih GmbH

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